Mietwagen oder Wohnmobil?

Warum vor allem Familien über das Camping nachdenken sollten...

Es ist die vielleicht wichtigste Entscheidung vor einer ersten USA-Reise: Ist es sinnvoller, die „unendlichen Weiten“ mit einem Mietwagen oder mit einem Wohnmobil zu erkunden? Was sind die Vor- und Nachteile der beiden Fahrzeuge? Und wie campt es sich in den USA eigentlich? Gemäß dem deutschen Klischee von Campingplätzen oder ganz anders?

In diesem Vergleich lesen Sie, welche Erfahrungen wir mit dem Mietwagen und dem Wohnmobil auf unseren Reisen gemacht haben, was für und was gegen eine Mietwagenreise oder das Camping spricht und welche Option für wen die beste Wahl darstellt!

Einen Mietwagen für die USA buchen

Was für den Mietwagen spricht

Geringere Kosten: Für einen Mietwagen der Mittelklasse, ausreichend für vier Personen, zahlt man im Jahr 2020 etwa 250 Euro pro Woche inklusive aller notwendigen Versicherungen. Im Vergleich dazu wird für ein 25 Fuß langes „RV“ (Recreation Vehicle), ebenfalls in etwa für vier Personen geeignet, locker der dreifache Mietpreis fällig.

Und auch der Spritverbrauch ist beim Wohnmobil deutlich höher, während ein Auto auf 8 bis 10 Liter pro 100 Kilometer kommt, gilt beim Wohnmobil: 1 Liter pro Fuß auf 100 Kilometer. In diesem Fall also gut 25 Liter, wiederum fast das Dreifache. Das beste, günstigste Fahrzeug findet man mit einem Mietwagen-Preisvergleich für die USA.

Mehr Flexibilität: Die Straßen in den USA sind zwar breit, aber in Städten oder auf engen Bergstraßen kann es mit dem Wohnmobil hin und wieder schon schwierig werden. Hinzu kommt, dass einige Straßen oder gar ganze Gebiete für Wohnmobile komplett gesperrt sind – so verbieten beispielsweise etliche Anbieter in den Sommermonaten das Befahren des Death Valleys mit dem RV.

Aber auch auf den kurvigen Straßen im Gebirge, etwa in der Sierra Nevada oder in Utah, kann man auf Probleme stoßen.

Weniger Eingewöhnung: Ein durchschnittlich begabter Fahrer braucht zwar nicht lange, um sich an ein Wohnmobil zu gewöhnen, aber in den ersten Tagen guckt man sich schon lieber einmal zu oft um als einmal zu wenig. Das allein sollte jedoch nicht die Entscheidung in die eine oder andere Richtung lenken, denn erlernbar ist alles.

Mehr Urlaubsgefühl: Mit dem Wohnmobil versorgt man sich üblicherweise nahezu komplett im Supermarkt selbst und kocht oder grillt, mit dem Mietwagen fällt es leichter, mal Essen zu gehen. Natürlich ist die Selbstversorgung beim Camping kein Muss, aber sowohl in Hinblick auf Preis als auch Komfort meistens die logische Wahl.

Mehr Spontanität: Ist das RV einmal auf dem Campingplatz angeschlossen, bleibt es für den Rest des Tages üblicherweise da stehen, weil An- und Abfahrten inklusive Rangieren und etwaiger Anschlüsse doch etwas Zeit kostet. Mit dem Mietwagen stellen spontane Fahrten kein Problem dar.

Unser Wohnmobil in den USA im Juni 2019.

Was für das Wohnmobil spricht

Geringerer Übernachtungspreis: Während eine Übernachtung selbst in einem Hotel der unteren Mittelklasse in der Hauptsaison mit um die 120$ pro Doppelzimmer zu Buche schlägt, sind Stellplätze auf Campgrounds überwiegend für 10$ bis 30$ zu haben, im besten Fall zahlt man sogar gar nichts.

Entscheidend ins Gewicht fällt das vor allem dann, wenn man als Familie mit jugendlichen Kindern verreist, so dass man in Hotels / Motels zwei Zimmer benötigt – dann fangen die niedrigen Übernachtungskosten fast die höheren Fahrt- und Mietkosten wieder auf. Selbstversorgung ist allerdings nur minimal günstiger als das Essen in Fast-Food-Restaurants und Diners.

Direkt in der Natur übernachten: Während man mit dem Mietwagen des Öfteren Probleme hat, zu akzeptablen Preisen direkt in einem National Park übernachten (falls das überhaupt möglich ist), kommt man mit dem Wohnmobil bei entweder früher Anfahrt oder früher Reservierung fast immer in bester Lage unter – von Ausnahmen wie dem extrem überlaufenen Yosemite mal abgesehen.

Alles an Bord: Während man im Mietwagen bei jeder neuen Unterkunft sämtliche Koffer ein- und auspacken muss, kann man im Wohnmobil alles bequem verstauen und den gesamten Urlaub über ausgepackt lassen. Das mag zwar etwas risikoreich klingen – Stichwort: Einbrüche -, ist tatsächlich aber enorm praktisch.

Mehr Abenteuer: Der vielleicht größte Vorteil – während man mit dem Mietwagen jeden Abend im Motel oder Hotel vor dem Fernseher sitzt, steht man mit dem Wohnmobil oft mitten in der Natur und sitzt vor dem Grill. Das Abenteuer- und Wild-West-Flair ist wesentlich höher, auch wenn inzwischen viele Campingplätze ebenfalls WLAN und mitunter TV-Empfang anbieten.

Mehr Platz: Insbesondere größere Familien mit Kindern hocken im Wohnmobil nicht so dicht aufeinander wie im engen Mietwagen, für Kinder werden die Fahrten und Aufenthalte zudem oft deutlich angenehmer.

Wohnmobil von innen, vorderer Bereich.

Campingplätze in den USA

Darüber hinaus ist festzuhalten, dass die meisten Campgrounds in den USA enorm schön sind und so gar nichts mit dem Klischee gemein haben, das viele Europäer mit Campingplätzen verbinden.

Auf der Mehrheit der Campingplätze, die auf den typischen Reiserouten liegen, gibt es nur wenige Dauercamper, stattdessen trifft man auf andere Touristen, darunter auch viele Amerikaner, die das „Abenteuer Natur“ genießen wollen und fast immer sehr offen und freundlich sind.

Zudem überzeugt die Ausstattung der meisten Campgrounds außerhalb der National Parks, in denen „Full Hookup“ (Strom, Frischwasser, Abflusswasser) vorhanden ist, auch Duschen und Toiletten gehen überwiegend in Ordnung. Lediglich das Duschen im RV selbst gestaltet sich ab 4-5 Mitreisenden schwierig und sollte, wenn möglich, vermieden werden.

Unser Fazit

Wie so häufig handelt es sich auch bei dieser Entscheidung um eine Frage der Vorlieben: Wollen Sie die Flexibilität und die geringen Kosten des Mietwagens oder das Flair und die Bequemlichkeit des RVs?

Wir selbst sehen das Wohnmobil leicht im Vorteil, wenn man mit mehr als zwei Personen unterwegs ist: Es ist einfach schöner und angenehmer, abends nicht in einem austauschbaren Hotelzimmer, sondern auf einem Campground unter Bäumen oder in der Wüste zu stehen, draußen zu sitzen und Fleisch oder Gemüse auf den oft bereit stehenden Grill zu werfen.

Wenn man sich das Fahren eines Wohnmobils zutraut, sollte man darüber nachdenken, die zu erwartenden Mehrkosten in Kauf nehmen. Spaß machen die USA aber natürlich immer, unabhängig vom Fahrzeug.

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