Presidio of San Francisco
Heutzutage viel mehr als nur ein ehemaliger Militärstützpunkt ...
Fragt man nach der schönsten Grünanlage im Stadtgebiet von San Francisco, wird den meisten wohl der Golden Gate Park im Westen der Halbinsel einfallen.
Ein nicht minder schönes, sehr vielseitiges Naherholungsgebiet findet man jedoch ein Stück weiter nördlich in noch deutlich besserer Lage in Form des Presidio of San Francisco – einem ehemaligen Militärstützpunkt, in dessen unmittelbarer Umgebung sich auch der Palace of Fine Arts sowie die Golden Gate Bridge befinden …
Inhalt dieses Artikels
Die Historie des Presidio
Das im Nordwesten der Stadt gelegene Presidio kann seine Wurzeln bis 1776, das Jahr der Unabhängigkeitserklärung also, zurückverfolgen, als das Vizekönigreich Neuspanien Fuß mit einem Fort in Alta California (dem nördlichen Kalifornien) im Allgemeinen und in der Bucht von San Francisco im Speziellen Fuß fassen wollte.
Später wanderte der Stützpunkt zunächst in den Besitz von Mexiko und im Jahre 1848 schließlich an die Vereinigten Staaten, wobei er naturgemäß zahlreiche Veränderungen durchlebte. Einzig und allein die – sowohl aus militärischer als auch heute aus touristischer Sicht – fantastische Lage an der Einfahrt der Bucht blieb bestehen.
Seine heutige Form begann das Presidio of San Francisco dann zunehmend in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts anzunehmen, in dem es die USA nach und nach unter anderem um ein Medical Center, Kasernen, Übungsplätze, einen Nationalfriedhof und später sogar einen Flugplatz ausbauten.
Die größte Aufmerksamkeit kam dem Stützpunkt dann natürlich im Zweiten Weltkrieg zu, in dem er das Hauptquartier des Westlichen Verteidigungskommandos beheimatete, das in erster Linie für das Training und die Koordinierung der US-amerikanischen Aktivitäten im Pazifik zuständig war.
Nach dem Zweiten Weltkrieg jedoch verlor das Presidio zunehmend an Bedeutung; die zu geringe Größe, die Nähe zur Innenstadt, aber auch die Verschiebung der Interessen in den Nahen Osten spielte eine Rolle. In den 90er-Jahren wurde der Stützpunkt daher folgerichtig aufgegeben und es stellte sich die Frage: Was macht man mit dem fantastischen Grundstück, in dieser – nicht zuletzt aufgrund des nahe gelegenen Silicon Valleys – wachsenden Großstadt?
Die überraschende Antwort lautete nicht, die Fläche zu planieren, um Luxusimmobilien oder Hochhäuser zu errichten. Stattdessen übergab man das Presidio einem Treuhandunternehmen, das sich bis heute in Zusammenarbeit mit dem National Park Service für den Erhalt der historischen Einrichtungen verantwortlich zeichnet.
Ein bemerkenswerter, aus touristischer und geschichtlicher Sicht aber auch äußerst begrüßenswerter Schritt, dient der „Park“, wie man ihn mittlerweile nennen kann, doch nunmehr als Naherholungsgebiet und Freilichtmuseum.
Sehenswertes im Presidio
Was genau es im Presidio heutzutage zu sehen gibt, lässt sich gar nicht so leicht zusammenfassen, befinden sich doch über 800 Gebäude und Einrichtungen im Parkgebiet, außerdem diverse Wanderwege, Aussichtspunkte und sogar ein Golfplatz.
Dennoch lassen sich drei bis vier Schwerpunkte und „Highlights“ festmachen, auf die man sich bei einem Besuch – am besten bei gutem Wetter – konzentrieren kann.
1. Militärische Einrichtungen
Blickt man aus der Ferne – oder sogar aus der Luft, bei Start oder Landung – auf das Presidio, fallen einem als Erstes mit Sicherheit die ehemaligen Militärgebäude ins Auge. Sie zeichnen sich überwiegend durch einen ein wenig ungewöhnlichen, spanisch-mexikanisch anmutenden Baustil aus, mit weißen Mauern und roten Dächern, nicht selten unter Palmen.
Zu den wichtigsten und interessantesten erhaltenen Gebäuden zählt der Main Post mit seinen „Parade Lawns“ als einstiges Zentrum im Osten, das Fort Scott im Westen sowie der mittig gelegene National Cemetry, ein Friedhof also. Auch die alte Coast Guard Station sollte man nicht verpassen.
Möchte man mehr über die Geschichte erfahren, wird man an mehreren Visitor Centers und Information Pavilions fündig – das größte befindet sich am Nordende des Main Posts, des ehemaligen Hauptstützpunkts also. Auch ohne großes Interesse an Historie oder Militär lohnt sich der Besuch allein schon aufgrund der Architektur und der Gestaltung der Anlage.
2. Crissy Field
Noch mehr gilt das natürlich für Crissy Field, den einstigen Flugplatz, der sich im Norden des Parks befindet. Der Grund dafür liegt auf der Hand: Um Crissy Field herum führen der Bay Trail sowie, am Strand entlang, die damit verbundene Golden Gate Promenade, die – wer hätte es gedacht – Ausblicke auf die Bucht sowie selbstredend die Golden Gate Bridge (siehe oben) erlauben.
Tatsächlich bieten Crissy Field und der östliche daran anknüpfende Crissy Marsh die beste Sicht auf die Brücke, da man sie von hier aus bei gutem Wetter in ihrer vollen Breite bestaunen kann. Auch Alcatraz Island lässt sich mit ein wenig Glück von dort aus gut fotografieren.
Weitere Aussichtspunkte befinden sich weiter westlich bei Fort Winfield Scott („Golden Gate Overlook“), am Südende der Brücke selbst (Fort Point National Historic Site und Battery East Vista) sowie im Südwesten am Baker Beach.
3. Presidio Tunnel Tops
Während der ehemalige Militärstützpunkt so authentisch wie möglich erhalten bleiben soll, gibt man sich in anderen Bereichen große Mühe, das Presidio gleichermaßen modern wie erholsam zu gestalten. Jüngste Attraktion in dieser Hinsicht sind die Presidio Tunnel Tops, im Nordosten der Anlage zwischen Main Post und Crissy Marsh gelegen.
Dabei handelt es sich um den wohl am schönsten und „praktischsten“ gestalteten Parkabschnitt, oberhalb der Tunnel des Presidio Parkways errichtet und mit leicht begehbaren Wegen, Picknickbänken, Spielplätzen und vielem mehr ausgestattet – von denen aus man, natürlich, den perfekten Blick auf Brücke und Gefängnisinsel genießt.
Familien mit Kindern und Menschen mit Bewegungseinschränkungen tun sich im Bereich der Tunnel Tops am leichtesten, aber auch in Hinblick aufs „people watching“ ist das Gebiet spannend, tummeln sich dort am späten Nachmittag und den Wochenenden doch Einheimische, die sich vom Alltagsstress der Großstadt erholen wollen.
4. Palace of Fine Arts
Nicht minder sehenswert ist der Palace of Fine Arts, der ganz im Osten an das Presidio angrenzt. Bei ihm handelt es sich um das letzte Überbleibsel der Weltausstellung von 1915, auch wenn man es mit der Historie in Hinblick auf Renovierungen und Neubauten nicht so ganz genau nehmen darf.
Die aus Filmen wie The Rock bekannte Sehenswürdigkeit mag in ihrer Umgebung – zwischen Militärstützpunkt und moderner Großstadt – mit ihrem griechisch-römischen Baustil ein wenig deplatziert wirken, doch der Anblick ist imposant und den Besuch wert. Der Zugang ist rund um die Uhr möglich und gänzlich kostenlos.
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Eintritt, Anfahrt, & Parken
Der Eintritt ins Presidio an sich, aber auch in Visitor Centers, Tunnel Tops und Historic Sites ist ebenfalls kostenlos. Die meisten Einrichtungen, inklusive der Visitor Center, öffnen täglich von etwa 10 bis 17 Uhr.
Die Anfahrt ist sowohl mit dem Auto, mit dem öffentlichen Nahverkehr als auch mit dem Fahrrad möglich. Letztere können sogar im Park selbst an mehreren Stationen per Lyft-App gemietet werden, was bei gutem Wetter durchaus eine Überlegung wert sein kann. Sogar eBikes stehen zur Verfügung.
Parken im Presidio
Parkplätze befinden sich überraschend zahlreich im Presidio, unter anderem direkt am Main Post, bei Fort Scott, am Golden Gate Bridge Welcome Center sowie nahe Baker Beach. Vor allem an den Wochenenden im Frühling und Sommer kann es gegen Mittag voll werden. Mit Geduld wird man jedoch fast immer fündig.
Die Parkgebühren werden entweder direkt vor Ort an einem Automaten oder aber, inzwischen immer häufiger, online per App bzw. über eine Website bezahlt. Was wo gilt, ist klar ausgeschildert.
Trotz der mitunter recht knappen Parkplätze sind die Kosten für US-Verhältnisse eher gering; in der Regel um die 3 $ pro Stunde mit einem Tageshöchstsatz von ca. 15 $.
Kostenloser Shuttle-Bus
Der ÖPNV in San Francisco zählt ohnehin zu den besseren im Südwesten der USA, das Presidio bietet darüber hinaus sogar noch einen ganz besonderen Service an: einen Shuttle-Bus, der Besucher nicht nur innerhalb des Parks von A nach B transportiert, sondern sogar von Downtown zum Presidio bringt – und das kostenlos!
Der Bus hört auf den Namen Presidio GO Shuttle und verkehrt täglich zwischen Innenstadt und Park: wochentags von 6 bis 19 Uhr, am Wochenende von 9 bis 18 Uhr, mindestens im 30-Minuten-Takt, häufig sogar alle 15 Minuten.
Die genaue Route findet sich auf der offiziellen Website des Parks, bester Einstiegspunkt in der Innenstadt ist aber üblicherweise Drumm and California nahe des Ferry Buildings am östlichen Ende der Market Street. Der übliche Ausstieg (bzw. Einstieg für die Rückfahrt) ist das Presidio Transit Center nahe Main Post und Visitor Center.
Darüber hinaus verkehrt im Presidio selbst ein weiterer kostenloser Shuttle-Bus auf der sogenannten South Hills Route, die vom Main Post aus die wichtigsten Aussichtspunkte und kleine Attraktionen wie Inspriation Point, Mountain Lake und Baker Beach ansteuert. Auch das South Hills Shuttle fährt etwa alle 30 Minuten, an Wochenenden und Feiertage allerdings nicht vor 11 Uhr morgens.
Möchte man stattdessen herkömmliche Busse nutzen, fährt die Muni-Linie 43 unter anderem durch das Presidio und dann in Richtung Fort Mason im Osten weiter. Sinnvoll ist das allerdings nur in ganz wenigen Fällen.
Unsere Einschätzung
Das Presidio zählt zu den am meisten unterschätzten Sehenswürdigkeiten von San Francisco und wird oft zu Unrecht bloß als „ehemaliges Militärgelände“ umschrieben. Eine Bezeichnung, die der vielseitigen Parkanlage jedoch kaum gerecht wird, zumal der militärische Aspekt hier allein historischer Natur ist.
Mit seinen schönen Ausblicken auf Golden Gate Bridge, Bucht und Alcatraz, netten Spazier- und Wanderwegen sowie einigen nicht zuletzt architektonisch interessanten Bauwerken ist das Presidio von San Francisco bei einem Aufenthalt von zwei bis drei Tagen in der Stadt auf jeden Fall einen mehrstündigen Besuch wert.
Logisch verbinden lässt sich dieser entweder mit einer Runde entlang Fisherman’s Wharf und am Palace of Fine Arts vorbei – oder aber mit der anschließenden Weiterfahrt über die Golden Gate Bridge zu den Aussichtspunkten in Marin County. Bei gutem Wetter optional auch mit dem Fahrrad!