17.-18. Tag: Von Kodachrome nach Yellowstone

Durch den Norden Utahs über Idaho und Montana bis Wyoming

Auf die angenehm ruhige Nacht im Kodachrome State Park folgt ein reiner Fahrtag, in dem ich aus dem Süden Utahs in den Norden des Staates fahre, vorbei an der Hauptstadt Salt Lake City bis Brigham City.

Und während der Süden wohl jeden Urlauber begeistern dürfte, ist der Norden schon eine relativ komische Ecke: Irgendwie beengt und nicht enden wollend, weil jegliche Zivilisation zwischen zwei Gebirgszüge gequetscht wurde, aber auch ein bisschen unangenehm, weil man mit Blick auf all die seltsamen Botschaften am Straßenrand hier eigentlich nicht stoppen möchte.

Wiese im Yellowstone National Park.

Der 17. Tag zieht sich dann auch ein wenig, doch heute, am 18. Tag, geht es schon wieder deutlich schneller und angenehmer voran: Keine zweieinhalb Stunden nach meiner Abfahrt erreiche ich mit Idaho Falls den ersten, kurzen Zwischenstopp.

Bisons in Yellowstone.

Vielleicht liegt es daran, dass ich am Ende meiner Etappe ein Ziel auf Augen habe, auf das ich mich freue. Vielleicht liegt es aber auch nur daran, dass Idaho wieder deutlich angenehmer wirkt als der Norden Utahs.

In Idaho ist wieder alles weit und leer und frei und offen – von den ein, zwei „About to meet your maker? Call 555-JESUS-NOW!“-Schildern, die sich hierhin verirrt haben, mal abgesehen. Alles in allem erinnert mich Idaho jedoch stark an Arizona, nur halt in grün statt in rot.

Qualmende Erde im Norris Geysir Basin.

Idaho Falls (mit 60.000 Einwohnern viertgrößte Stadt des Staates übrigens) ist mein Zwischenziel, da es eine der letzten guten Einkaufsmöglichkeiten vor Yellowstone darstellt – und was für eine! Drei Albertsons und ein riesiger Walmart umringt von Starbucks, Wendy’s und Carls Jr., unglaublich, was es hier wieder alles gibt.

Organic Salad im Walmart Supercenter.

Noch dazu überrascht mich das Walmart Supercenter wie schon vor kurzem in Cedar City erneut mit seinem modernen Anstrich, dem im Vergleich zu früheren Tagen etwas freundlicheren Ambiente und vor allem der riesigen Auswahl.

Während in Kalifornien die meisten Walmarts noch wie alte Aldi Nords wirken, kann es die Auswahl auf dem Land beinahe mit „normalen“ Supermarktketten wie Safeway / Vons oder Albertson’s aufnehmen. Von 20-Liter-Pötten billigstem Vanilleeis und 750 g fassenden Chipstüten bis hin zu Grass-Fed-Beef und Organic Non-Gluten Non-Dairy Non-Soy Non-Carrageen Almond Coconut Milk findet man quasi alles.

Also schlage ich hier noch einmal kräftig zu und schaue kurz beim Coffee Shop nebenan vorbei, um den letzten warmen Kaffee für die nächsten vier, fünf Tage zu genießen.

Entrance Station in West Yellowstone.

Endlich in Yellowstone!

Gestärkt geht es weiter und bereits knapp zwei Stunden später erreiche ich West Yellowstone, ein kleines Dorf vor dem Westeingang des National Parks, das ausschließlich aus Hotels, Campingplätzen und Tankstellen zu bestehen scheint.

Bis zur Parkeinfahrt sind es nur noch wenige Kilometer und doch behauptet Google Maps steif und fest, für diese paar Kilometer könnte ocj etwa eine Stunde benötigen.

Yellowstone im Panorama.

Ich zweifle erstmals auf dieser Reise an der Weisheit der Datenkrake – doch nicht gänzlich zu Recht, denn tatsächlich staut es sich vor der Einfahrt hunderte Meter weit, so lang sind die Schlangen. Und vor zwei Stunden, als ich bei Starbucks zuletzt die Verkehrslage gecheckt hatte, waren sie vermutlich noch länger.

Zum Glück jedoch entdecken ich ein kleines, ganz unscheinbares Schild, mit dem Hinweis, dass die beiden rechten Spuren für Inhaber von Annual und Interagency Passes reserviert seien, zu denen ich mit meinem America the Beautiful Pass natürlich ebenfalls zählen.

In den Spuren stehen nur ganz wenige Autos und der Einlass wird innerhalb weniger Sekunden gewährt, da es die Ranger mit der Prüfung von Pass und ID, wie meistens, nicht allzu genau nehmen. Aus bis zu einer Stunde werden so zwei, drei Minuten – Träumchen!

Kleiner Wasserfall in Yellowstone.

Norris, Canyon und Parkplatzsuche

Ebenfalls ein Träumchen ist der Yellowstone National Park an sich; schon bei der Einfahrt begeistern die weiten Wiesen und die lebendige Tierwelt mit Bisons und Bären direkt am Straßenrand. Und nicht umsonst nimmt man den obligatorischen Leitspruch „You are responsible for your own safety!“ hier etwas ernster als üblich.

You are responsible for your own safety.

Wer jedoch glaubt, die wilde Natur in Verbindung mit den schieren Ausmaßen des Parks würden dafür sorgen, dass sich die kilometerlangen Besucherschlangen vom Eingang drinnen verlaufen, irrt leider – und so verbringe ich einen Großteil der ersten Stunden in Yellowstone mit der Parkplatzsuche.

Auch weil der National Park Service einerseits zwar Camper lockt, andererseits aber offenbar keine Parkplätze für RVs schaffen will, zumal die wenigen Oversize Parking Lots teilweise auch von PKWs blockiert werden.

Die Norris Area im Park.

Zu Artists Paintpots komme ich daher nicht, immerhin jedoch zu Ausblicken entlang der Straße sowie zum Norris Geysir Basin dank des Overflow Parkings auf einer eben solchen. Sprich: Da die Parkplätze viel zu klein sind, werden an der nächsten Kreuzung einfach vier Spuren etwa 50 Meter weit gesperrt, um doch noch dem ein oder anderen das Parken zu ermöglichen, der gewillt ist, dafür eine Meile extra zu gehen.

Dunkle Wolken über Yellowstone.

Das bin ich und die kurze Runde über die Boardwalks lohnt sich, allerdings werde ich umgehend vom Wetter bestraft: Gerade habe ich mich auf den Rückweg zum Wohnmobil gemacht, da beginnt es zu schütten und zu gewittern.

Wer oben einen Parkplatz ergattern konnte, der springt schnell in sein Auto – ich hingegen springen über Stock und Stein, um nicht gleich am ersten Stopp klitschnass zu werden. Ich werde es trotzdem.

Das Norris Geysir Basin.

Da der Regen andauert und, teilweise in Graupel und Hagel übergehend, sogar noch zunimmt, steuere ich mangels besserer Alternativen heute schon recht früh meinen Campground im Canyon Village an.

Die riesige Anlage mit irgendwas um die 350 Stellplätzen liegt recht schön in einem Wald, ist natürlich einfachst ausgestattet (kein Strom, keine Duschen, weder Wasser noch Abwasser am Platz), aber für ein, zwei Nächte eine gute Wahl.

Regen im Canyon Village.

Eine weniger gute Wahl war dieses Mal hingegen offenbar El Monte: Nicht nur, dass mein Wohnmobil bei der Übernahme recht verdreckt war, dass es Löcher in den Fliegengittern hat, dass Tische und Böden verbogen sind, dass das Besteck kaum zu gebrauchen ist, nein, auch die Scheibenwischer funktionieren kaum, ich bei meinem ersten Regen feststelle, und es kommt noch besser: Das Dach hat ein Leck. Genau über dem hinteren Bett tropft es aus einer Lampe.

Pech haben kann man natürlich immer und überall, aber die Häufung ist schon erstaunlich. Nächstes Mal dann wohl doch lieber Road Bear oder Cruise America…

Gefahrene Strecke: ca. 1100 km
Gelaufene Strecke: ca. 3.000 / 8.000 Schritte, 2,5 / 6,0 km
Campingplatz: Brigham City KOA & Canyon Village Campground

Und jetzt?
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