Während sich manche Fahrten im Südwesten doch ziemlich ziehen, vergehen andere wie im Flug. Wovon das abhängig ist? Keinen blassen Schimmer, aber heute ist so eine: Die gut dreieinhalb Stunden vom Monument Valley bis zum Grand Canyon fühlen sich deutlich kürzer an als die knapp drei Stunden von Arches bis zum Monument Valley am Vortag. Ob’s an der Uhrzeit liegt?
Was auch immer der Grund sein mag, mir ist es natürlich Recht, zumal ich auf dem Weg zum Grand Canyon auch noch eine Stunde gewinne, schließlich gibt es in Arizona – anders als in Utah und der Navajo Nation – keine Sommerzeit.
So erreiche ich die Osteinfahrt des Grand Canyon South Rims bereits gegen 09:00 Uhr und sogar die Schlange vor der Entrance Station ist ausnahmsweise mal angenehm kurz. Was natürlich auch daran liegt, dass die Osteinfahrt deutlich seltener genutzt wird als ihr Gegenstück im Westen, aber wer will schon so kleinlich sein!
Ich stoppe kurz an Desert View, schieße ein, zwei Fotos von Watchtower, Deli, Info-Center und Gas Station, bevor es am Grand Canyon entlang in Richtung Village geht. (Nicht direkt am Grand Canyon entlang versteht sich, sondern durch den Wald dahinter, aber nochmal: Wer will so kleinlich sein!)
Im Village angekommen stelle ich mein Wohnmobil auf Parking Lot 1 ab, einem der wenigen, der in erster Linie aufs RVs und Busse ausgelegt ist.
Dann reihe ich mich, wie üblich in der prallen Sonne, in die Warteschlange für das Shuttle ein – die frühe Ankunftszeit bedeutet nicht etwa, dass man sofort einen Bus erwischen würde – und fahren bis zum Hermit’s Rest Transfer Point, an dem man von der blauen in die rote Shuttle-Linie umsteigen könnte. Nicht zu verwechseln mit der violetten oder der orangen Shuttle-Linie!
An Hermit’s Rest selbst habe ich heute jedoch kein Interesse, sondern wage mich auf den Bright Angel Trail, der nur wenige Schritte vom Shuttle Stop entfernt in den Grand Canyon hinabführt.
Der ganze Weg ist an einem Tag und bei den aktuellen Temperaturen – heute habe ich fast zum ersten Mal über 30° C – nicht zu schaffen, aber bis zum 1.5 Mile Rest House reicht die Kraft gerade noch.
Einmal mehr erstaunlich: Wer hier so alles runter- und vor allem auch wieder raufgeht. Das Wandereraufkommen ist riesig und von Paaren im besten Alter über Familien mit kleinen Kindern bis hin zu Senioren, denen man in der Stadt über die Straße helfen wollen würde, alles dabei.
Den großen Andrang muss man mögen, aber, naja, es ist eben der Grand Canyon – und selbst wenn sich viele der Ausblicke hier oben irgendwie ähneln, beeindruckend sind diese unendlich weit erscheinenden Schluchten schon.
Nachdem ich den Bright Angel Trail hinter mich gebracht habe, geht es zurück zum Visitor Center. Da ich jedoch keine Lust habe, mich erneut in der Sonne anzustellen, wähle ich den Rim Trail, der auf einer Strecke von etwa 4 km direkt (dieses Mal wirklich direkt) am Grand Canyon entlang führt.
Am Visitor Center beziehungsweise dem mittlerweile selbstredend brechend vollen Parking Lot 1 finde ich mein RV zum Glück noch wieder und fahre dann weiter zum Mather Campground, meinem Platz für die Nacht.
Auf dem Weg dorthin stoppe ich allerdings noch beim Market Plaza, einer mittlerweile wirklich riesigen Anlage, deren Supermarkt in Hinblick auf die Auswahl viele Rewe und Edeka in Deutschland übertreffen dürfte. Und die Preise gehen im Vergleich zu Bryce Canyon und Ruby’s Inn erstaunlicherweise sogar weitgehend in Ordnung.
Mein Stellplatz auf dem Mather Campground ist ebenfalls sehr schön, ruhig und etwas geräumiger als das Pendant in Yellowstone. So lässt sich der letzte Abend im Wohnmobil genießen…
Gefahrene Strecke: ca. 300 km
Gelaufene Strecke: ca. 16.000 Schritte, 12,25 km
Campingplatz: Mather Campground, Grand Canyon
Und jetzt?
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