
Auch wenn ich kein großer Fan des Frühstücks in US-Hotels bin, schaue ich am heutigen Morgen mal kurz unten in der Lobby des Hampton Inns vorbei. In erster Linie, um einen „Kaffee“ abzustauben, aber vielleicht findet man ja auch etwas Essbares?
Das Ergebnis ist jedoch erwartungsgemäß eher durchwachsen: Eine Sorte Bagels, süße Muffins und Kuchenstücke, dazu zwei verschiedene Marmeladensorten, Erdnussbutter, Joghurt (immerhin!), verpackte Äpfel und Saft – im Wesentlichen das Übliche also.
Wirklich ärgerlich ist hingegen, dass selbst die großen Hotelketten einfach nicht ihr Müllproblem in den Griff bekommen; was man allein bei einem kurzen Frühstück an Plastikschrott produziert, ist unglaublich. Morgen werde ich mich wohl doch wieder selbst auf dem Zimmer versorgen.
Rundgang durch Downtown
Für den heutigen Morgen ist eine Runde durch Downtown geplant, wo es mit The Broad ein noch recht neues, kostenloses und sehr beliebtes Museum gibt. Einzige Voraussetzung: Man sollte Tickets vorab online reservieren, wenn man sich nicht auf gut Glück in der Stand-By-Queue anstellen will.
Zum Glück fiel mir das am gestrigen Abend ein und überraschenderweise gab es tatsächlich noch ein paar Tickets für 11:30 Uhr und später.
Ich parke in dem nicht ganz günstigen (3$ alle 15 Minuten, 20$ maximal), aber praktischen, zentral gelegenen Parkhaus unter dem Pershing Square und drehen dann zunächst eine kleine Runde durch Downtown.
Angels Flight
Nach einem kurzen Stopp für ein zweites Frühstück bei Whole Foods – in dem mich die vergleichsweise niedrigen Preise überraschen, vielleicht Folge der Amazon-Übernahme – steuere ich Angels Flight an, eine kleine Seilbahn, welche die Hill Street mit dem California Plaza verbindet.
Fans der ganz brauchbaren Amazon-Serie „Bosch“ mag die Bahn bekannt vorkommen, in erster Linie ist sie aber natürlich eine Touristenattraktion mit interessanter Historie: Angels Flight wurde bereits im Jahre 1901 eröffnet, damals allerdings an einer anderen Stelle und auf einer noch kürzeren Strecke.
1969 hat man sie, obwohl sie bereits damals als „historisch“ galt, vorübergehend abgeschafft – nur, um sie 1996, also fast 30 Jahre später, in der heutigen Lage wieder aufzubauen, mit den gleichen Wagen und Stationsgebäuden. Von 2001 bis 2010 war sie in Folge eines schweren Unfalls außer Betrieb und später von 2013 bis 2017 nach einem kleineren Zwischenfall erneut.
Seit knapp 2 Jahren fährt Angels Flight jedoch wieder, offenbar zuverlässig im Takt von vielleicht 5 Minuten, die Fahrt kostet 1$ pro Person und, wie hoffentlich auch die Fotos zeigen: Das Ganze ist wirklich sehenswert, zumal man sowas so gar nicht in Downtown Los Angeles erwartet.
Überhaupt gefällt mir Downtown im Vergleich zu meinem vorigen Besuch überwiegend recht gut; es gibt doch erstaunlich viele ganz nette Imbisse und alles wirkt einen Tick sauberer und ordentlicher als beim letzten Mal, auch wenn Armut und Obdachlosigkeit nicht zu übersehen sind und es weiterhin keine nennenswerten Geschäfte gibt.
(Passend dazu wurden heute der neue „Homeless People Census“ für LA veröffentlicht: Knapp 60.000 Obdachlose zählte man in diesem Jahr, ein Anstieg um 12% gegenüber dem Vorjahr. Den Lokalnachrichten im Fernsehen ist das nur eine Randnotiz wert; dort ist man mit Verkehr, Wetter und Lottery-Winnern wohl zu beschäftigt…)
The Broad
Gegenüber Angels Flight besuche ich kurz den erstaunlich belebten Grand Central Market – eine kleinere Version des Farmers Markets, wenn man so will – sowie das unter anderem aus Blade Runner bekannte Bradbury Building gleich dahinter, …
… bevor ich mich auf den Weg zu The Broad begebe. Obwohl viele Tage und Uhrzeiten gestern online ausgebucht waren, hält sich der Andrang doch einigermaßen in Grenzen, selbst die Stand-By-Queue ist nicht allzu lang. Vermutlich hätte ich auch ohne Ticket maximal 15-30 Minuten angestanden.
Statt um 11:30 Uhr darf ich dann auch schon knapp eine Viertelstunde früher rein und die nicht besonders große, aber insgesamt doch sehenswerte Ausstellung des Museums bestaunen.
Neben den Ausstellungsstücken ist es vor allem das Bauwerk an sich, das spannend wirkt, und sogar einen Blick in das offenbar riesige Archiv des Museums darf man im Vorbeigehen werfen.
Wenn man Downtown LA besucht, kann man hier durchaus mal vorbeischauen – viel länger als eine Dreiviertelstunde braucht man drinnen gleichwohl nur bei sehr großem Interesse.
Über The Grove nach Venice
Anschließend stoppe ich kurz bei The Grove, einem der wenigen wirklich schönen Shopping Center im Südwesten. Kaufen will ich zwar nichts, aber ein kleiner Rundgang über den Farmers Market gleich nebenan und durch Barnes & Nobles, einen der letzten Buchläden in den USA (auch wenn gut die Hälfte der Verkaufsfläche von Spielen, Geschenken und Blu-rays eingenommen wird), lohnt sich.
Sehe ich es richtig, dass es da Sudokus mit Emojis gibt…? Nach dem Schock brauche ich erstmal etwas Normales und wo könnte man das in Los Angeles besser finden als am Venice Beach.
Okay, im Ernst: Obwohl Venice ein bisschen komischer, touristischer Quatsch ist, will ich mich dort mal wieder umschauen, mein letzter Besuch ist immerhin rund acht Jahre her – auch wenn sich an so einem Strand natürlich nicht wahnsinnig viel ändert. Noch immer bieten Rapper ihre CDs feil, noch immer reiht sich Souvenir- an Marijuana- an Souvenir- an Marijuana-Shop.
Einzige Ausnahme, wie so oft: Das Besucheraufkommen ist deutlich höher als beim letzten Mal und das an einem Wochentag zu nicht allzu später Stunde. Schon bemerkenswert.
Der bekannte Muscle Beach wird gerade saniert und ist daher geschlossen, aber die (tatsächlich sehenswerten) Kanäle sind natürlich zugänglich und den kurzen Rundgang zweifellos wert.
Ich hole mir einen kleinen Salat und fahre dann zum Hotel zurück. 25 km, kalkulierte Fahrzeit: Eine Stunde und fünfzehn Minuten. Na, dann…
Gefahrene Strecke: ca. 75 km
Gelaufene Strecke: ca. 15.500 Schritte, 12 km
Hotel: Hampton Inn Hollywood, Los Angeles
Und jetzt?
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