Yellowstone National Park
Alle Tipps zu Planung, Viewpoints, Hotels und Campingplätzen
Der älteste National Park der USA ist Yellowstone. Das riesige, überwiegend in Wyoming liegende Naturschutzgebiet begeistert mit seiner weitgehend unberührten Natur sowie enormer Vielfalt und lockt Jahr für Jahr entsprechend große Touristenmassen an.
Daher gilt: Egal, ob man mit dem Mietwagen oder mit dem Wohnmobil unterwegs ist – wer diesen National Park besuchen möchte, muss dafür rechtzeitig planen …
Inhalt dieses Artikels
Anfahrt und Routen
Yellowstone befindet sich ein gutes Stück abseits der üblichen Routen, die durch den Westen der USA führen, weshalb sich die Anfahrt in der Regel äußerst aufwendig gestaltet und entsprechend viel Zeit eingeplant werden sollte.
Von Utah: Wer eine typische Runde durch den Südwesten der USA unternimmt, könnte den Park als umfangreichen „Abstecher“ von Utah aus unterbringen. Von Salt Lake City aus, der Hauptstadt des Bundesstaates, sind es etwa 500 km, die sich in fünf Stunden über I-15 und Highway 20 problemlos fahren lassen. Salt Lake City wiederum erreicht man in vier Stunden von St. George, Zion und Bryce Canyon, Torrey oder auch Moab.
Theoretisch lässt sich die gesamte Strecke an einem Tag fahren, sinnvoller ist in der Regel aber ein Übernachtungsstopp in Salt Lake City oder Umgebung.
Von Seattle: Startet man in Seattle oder Vancouver und möchte sich die „gesamte“ Westküste vornehmen, ist auch hier ein Abstecher zu Yellowstone denkbar. Mit knapp 1.200 km ist die Strecke etwas länger, dafür ist man fast ausschließlich auf der bestens zu befahrenden I-90 unterwegs.
Die Wahl des Zwischenstopps fällt allerdings etwas schwieriger; Spokane oder Missoula kommen am ehesten in Frage.
Von Calgary: Dritte Option schließlich stellt der Start in Calgary dar, wo auch der Banff National Park – übrigens der älteste Kanadas – gerne besucht wird. Rund 900 km sind zu fahren, allerdings auf etwas kleineren Straßen. Einen Übernachtungsstopp könnte man auf Höhe von Great Falls einlegen.
Wie viel Zeit braucht man für Yellowstone?
Die anfangs angesprochenen langen Strecken verraten es bereits: Yellowstone ist nichts, das man mal eben so nebenbei macht, denn zwei bis vier Tage gehen allein für An- und Abfahrt schon drauf.
Im Park selbst benötigt man etwa drei volle Tage, um wirklich jede Ecke zu Gesicht zu bekommen und zumindest die Highlights zu sehen. Bustouren – zu denen kommen wir gleich noch – schaffen es vermutlich in ein bis anderthalb Tagen, klappern dann aber auch wirklich nur die wichtigsten Selfie-Spots im Schnelldurchgang ab.
Eine mögliche, machbare Planung könnte so aussehen:
1. Tag: Anfahrt & Highlights in der Madison Area
2. Tag: Mammoth Hot Springs und Grand Canyon
3. Tag: Yellowstone Lake und West Thumb
4. Tag: Old Faithful Area & Abfahrt
Möchte man es etwas ruhiger angehen lassen, ist ein fünfter Tag als sinnvoll zu erachten. Inklusive der zwei notwendigen reinen Fahrtage sind für Yellowstone also sechs bis sieben Tage einzuplanen.
Orientierung im Park: 5 Einfahrten!
Yellowstone ist ein weitläufiger National Park, der daher auch über fünf verschiedene Einfahrten verfügt. Am häufigsten genutzt werden der West Entrance bei West Yellowstone sowie der South Entrance, der an den Grand Teton National Park anschließt.
Der Nordeingang könnte bei der Anfahrt von Calgary aus gewählt werden, Nordost- und Osteingang kommen für Touristen weniger in Frage. Für Einheimische sind Nord- und Nordosteingang wichtiger, da zwischen ihnen die Straße auch im Winter geräumt wird – alle anderen Entrance Stations sind von etwa Anfang November bis Mitte Mai geschlossen.
Welchen Eingang man nutzt, spielt ansonsten keine große Rolle, da alle auf die zwei ringförmigen Hauptstraßen führen. Der südliche Ring (ca. 160 km lang) verbindet mit der Madison Area, Canyon Village, Yellowstone Lake und Old Faithful die wichtigsten Attraktionen des Parks, während der nördliche Ring (ca. 120 km lang) zur ebenfalls sehr sehenswerten Mammoth Area und zum historischen Roosevelt District führt.
Wichtig in Hinblick auf die Orientierung sind in erster Linie die recht sinnvoll „platzierten“ Villages, die man entlang der Ringstraßen findet. Vor allem Canyon Village, Lake Village und Grant Village sollte man sich für Zwischen- und Übernachtungsstopps merken.
Achtung: Besuchermassen!
Eine kleine Warnung erscheint uns unausweichlich: So naturbelassen und so weitläufig Yellowstone auf den ersten Blick auch erscheint, so touristisch erweist sich der National Park in der Realität – trotz seiner so abseitigen Lage.
Das Wie und Warum ist kaum zu erklären, doch überfüllte Parkplätze, dichtes Gedränge an Viewpoints und Busgruppen über Busgruppen stellen die Regel dar, nicht die Ausnahme. Lodges und Campingplätze müssen zudem weit im Voraus reserviert werden: Campingplätze etwa 6 bis 9 Monate vor Reisetermin, Lodges ein Jahr.
Bären und andere wilde Tiere
Yellowstone zeichnet sich nicht zuletzt dadurch aus, dass wilde Tiere hier in nicht zu kleiner Anzahl noch weitgehend frei leben. Während man in Yosemite schon Glück haben muss, um einen Bären zu Gesicht zu bekommen, stehen die Chancen in Yellowstone recht hoch.
Gleichzeitig bedeutet das aber natürlich, dass man auf die „Konfrontation“ mit Bären eingestellt sein sollte, wenn man sich auf weitere Wanderwege wagt. Auch auf den überwiegend im Wald gelegenen Campingplätzen kann es, wenn auch selten, zur Sichtung von Bären kommen.
Um dabei auf der sicheren Seite zu sein, ist „Bear Spray“, also ein Anti-Bären-Spray, sinnvoll, das man in großen Supermärkten in der Umgebung, in Campingshops und Tankstellen, aber auch im Park direkt kaufen kann. Scheut man die recht hohen Kosten, empfiehlt sich die Leihe eines Sprays, die im Canyon Village möglich ist.
Darüber hinaus gilt es, die Anweisungen des National Park Service im Hinblick auf den Umgang mit wilden Tieren zu beachten. Ein Merkblatt erhält man bei der Einfahrt, weitere Informationen an den Visitor Centern, Ranger Stations und in Form von Aushängen.
Angst zu haben, ist gleichwohl unnötig: Weniger als 50 Verletzungen durch Grizzlybären hat der NPS bei über 120 Millionen Besuchern in den vergangenen 40 Jahren verzeichnet – und lediglich acht von Bären verursachte Todesfälle seit der Parkeröffnung im Jahre 1872.
Die schönsten Wanderwege & Aussichtspunkte
*** Mammoth Hot Springs: Im Norden des Parkgebiets befindet sich mit den Mammoth Hot Springs eine der optisch imposantesten Attraktionen: 80° C heißes Wasser fließt über farbenfrohe Sinterterrassen herab, die durch unterschiedliche Mineralien und Algen in die verschiedensten Schattierungen getaucht werden. Ein bis zu 2 km langer Weg führt über Boardwalks (Holzstege) über die Terrassen hinweg und bietet faszinierende Ausblicke.
*** West Thumb Geysir Basin: Nicht minder beeindruckend gestaltet sich die Natur im Geysir Basin am West Thumb, im Süden des Parks am Westrand des Yellowstone Lakes gelegen. Enorm ist hier vor allem der Abwechslungsreichtum des brodelnden Grunds: Von blubberndem Schlamm bis hin zu tiefen, blauen „Tümpeln“ – und all das vor der tollen Kulisse des weiten Sees. Auch dieser recht kurze Trail führt über Boardwalks und ist somit bestens zugänglich.
*** Grand Prismatic Spring: Die größte heiße Quelle des Parks und die sehenswerteste – wenn man sie denn sieht. Aus der Luft ist das beinahe das gesamte Farbspektrum abdeckende „Auge“ bestens zu erkennen, von den Boardwalks am Rand hingegen muss man in Hinblick auf die Wetterbedingungen ein wenig Glück haben. Dennoch: Den kurzen Stopp, nicht weit von Old Faithful entfernt, darf man sich nicht entgehen lassen.
** Old Faithful: Für die meisten Besucher wohl die Hauptattraktion ist Old Faithful, ein üblicherweise 30 bis 60 Meter hoch ausbrechender Geysir. Der größte des Parks ist er damit zwar nicht, doch sein Vorteil liegt in der Berechenbarkeit: Während andere Geysire nur alle paar Tage oder sogar Wochen ausbrechen, schießt Old Faithful seine rund 15.000-30.000 Liter Wasser im Schnitt alle 90 Minuten in die Luft. Im zugehörigen Visitor Center findet man daher auch überraschend präzise Angaben, wann mit dem nächsten Ausbruch zu rechnen ist.
** Norris Geysir Basin: Während sich die sichtbare geothermische Aktivität in anderen Ecken des Parks nur auf kleine Abschnitte beschränkt, begeistert das Norris Geysir Basin mit seiner Weite: Über hunderte Meter hinweg sieht man hier nichts als strahlend blaue Quellen sowie aus der Erde austretenden Qualm und Dampf. Einmal mehr gilt: Das Basin kann auf Boardwalks bestens erkundet werden.
** Grand Canyon: Auch wenn der Schwerpunkt in Yellowstone natürlich auf dem heißen Erdinneren liegt, sollten die anderen Aspekte nicht zu kurz kommen. Dazu zählt vor allem die Grand Canyon Area mit ihren beiden sprudelnden Wasserfällen. Zwei Straßen führen am Rim entlang, Parkplätze an den Viewpoints sind heißbegehrt.
** Bisons: Ebenfalls im Parkgebiet findet man, wie angesprochen, zahlreiche Bisons – genauer gesagt sogar die größte frei lebende Herde der USA. Die meisten Tiere trifft man üblicherweise im Lamar Valley an, das sich allerdings ein wenig abseits im Nordosten befindet. Doch auch näher am Zentrum, etwa nahe der West Entrance Station oder zwischen Canyon und Grant Village, wird man entlang der Hauptstraße fündig.
* Yellowstone Lake: Ebenfalls einen Blick wert ist schließlich der große See, im Südosten des Parks gelegen. Er ist vor allem bei Einheimischen und Anglern recht beliebt.
Wetter & Besuchszeit
Aufgrund seiner recht nördlichen und einigermaßen hohen Lage (zwischen 1,5 und 3,5 km) ist das Naturschutzgebiet nur sechs Monate im Jahr einigermaßen zugänglich, von Mai bis November. Nächtlicher Frost und zumindest leichte Schneefälle sind aber bis in den Juni hinein und dann auch schon ab September wieder möglich und üblich.
Juli und August gelten daher als die besten Monate für einen Besuch, zumal die im Mai und Juni oft noch kräftigeren Niederschläge dann nachlassen, was bis in den Oktober hinein anhält. Tagsüber bleibt es mit durchschnittlichen Höchstwerten von etwa 23° C angenehm, nachts kann es jedoch selbst im Hochsommer sehr kühl werden.
Kommen die beiden Monate nicht in Frage, stellen auch der Juni (nicht zu früh) und der September (nicht zu spät) eine gute Wahl dar.
Handy & Internet
Dass es um den Handy- und Internetempfang in den meisten National Parks der USA eher schlecht bestellt ist, dürfte bekannt sein und in der Regel kein großes Problem darstellen. Da man sich in Yellowstone allerdings üblicherweise durchaus drei, vier Tage am Stück aufhält, mag die mangelhafte Erreichbarkeit hier etwas schwerer wiegen als anderswo.
Offiziell ist Handyempfang saisonal zwar in den wichtigsten Parkzentren (Canyon Village, Grand Village, Old Faithful) vorhanden und auch Public Wi-Fi, also öffentliches WLAN, soll es in manchen Lodges und den größten General Stores geben. In der Praxis jedoch ist das nicht der Fall oder die Infrastruktur den Besuchermassen schlichtweg nicht gewachsen.
Definitiv erreichbar ist man erst am Parkrand wieder, etwa in West Yellowstone oder Gardiner.
Hotels & Lodges in Yellowstone
Sage und schreibe neun Lodges befinden sich im Park, die insgesamt mehr als 2.000 Zimmer bieten. Dennoch sind sämtliche Unterkünfte weit im Voraus ausgebucht, was mit dem hohen Besucheraufkommen, aber auch der Lage des Parks zu tun hat: Sinnvolle Alternativen außerhalb gibt es kaum.
Wird man im Parkgebiet selbst nicht mehr fündig, bietet sich eine Übernachtung in West Yellowstone an der West Entrance Station an. Die Fahrzeit von der Kleinstadt zu den wichtigsten Attraktionen im Park beträgt überwiegend etwa 30 bis 60 Minuten – eine zusätzliche Stunde im Auto pro Tag sollte man daher einplanen.
Folgende Lodges stehen zur Auswahl:
- Canyon Lodge: Die größte und wohl auch modernste Unterkunft im Park. Praktische Lage im Canyon Village, von wo aus fast alles gut erreichbar ist – lediglich zu Old Faithful hat man es ein bisschen weiter.
- Grand Village Lodge: Brauchbare Unterkunft aus den 80er-Jahren, qualitativ etwa auf Best-Western-Niveau einzuordnen. Nette Lage nahe des Sees, allerdings recht weit im Süden des Parkgebiets.
- Lake Hotel: Modernes, stilvolles Hotel, mit teilweise allerdings recht einfacher Zimmeraustattung.
- Lake Lodge: Urige Holz-Lodge mit Flair, allerdings auch einer Zimmereinrichtung auf unterem Motel-Niveau.
- Mammoth Hotel: Eine der schöneren Unterkünfte im Park, etwas abseits des Zentrums im Norden gelegen.
- Old Faithful Inn: Über 100 Jahre alt und „National Historic Landmark“, vor allem von innen wohl das beeindruckenste Hotel des Parks. Einrichtung der Zimmer in Ordnung, die Preise weniger…
- Old Faitful Lodge Cabins: Einfache Cabins, also kleine Holzhäuschen, teilweise noch ohne Bad. Das Hauptgebäude stammt aus den 20er-Jahren.
- Old Faithful Snow Lodge: Das neueste Hotels im Parkgebiet, passt sich aber einigermaßen gut in die Umgebung ein.
- Roosevelt Lodge: Ebenfalls aus den 20er-Jahren stammt die Roosevelt Lodge mit ihren Cabins, einmal mehr sehr „urig“.
Campingplätze im Park
Zwölf Campgrounds mit über 2.000 Stellplätzen laden Wohnmobilreisende ein, fünf davon können für 25-30$ die Nacht online reserviert werden: Bridge Bay, Canyon Village, Fishing Village RV, Grant Village und Madison – bei allen anderen gilt noch immer „First Come, First Served“.
Die Ausstattung ist durchweg sehr einfach, außer Toiletten sowie den obligatorischen Picknickbänken und Grills gibt es nichts – kein Strom, kein fließendes Wasser, kein Abwasser. Duschen findet man hin und wieder an den Lodges, Dump Stations am Eingang.
Das Camping bringt Vor- und Nachteile mit sich. Auf der einen Seite stehen die niedrigeren Preise und die bessere Verfügbarkeit, auf der anderen ist es aufgrund der nächtlichen Temperaturen selbst im Wohnmobil oft eisig und das Parken mit dem Fahrzeug abseits der Campingplätze eine Katastrophe – manche Straßen und Parking Lots sind für RVs grundsätzlich gesperrt.
Eintritt, Öffnungszeiten & Visitor Centers
Öffnungszeiten: Komplett von etwa Mitte / Ende Mai bis Oktober, sonst nur eingeschränkt. Sperrungen sind jederzeit möglich.
Eintritt: 35$ pro Fahrzeug für bis zu 7 Tage oder mit dem America the Beautiful Pass ohne zusätzliche Kosten.
Visitor Center: Aufgrund der Ausmaße des Parks gibt es zahlreiche Visitor Center, unter anderem an Old Faithful, bei den Mammoth Hot Springs sowie in Canyon und Grant Village. Auch Shops und sogar Tankstellen findet man an jeder größeren Ecke.