19. Tag: Mammoth Hot Springs & Yellowstone Canyon

Tolle Ausblicke bei kühlen Temperaturen und vollen Parkplätzen...

Die erste Nacht in Yellowstone war vor allem eines: Eisig. Temperaturen um die 36° F hatte man mir bei der Campground Registration gestern Nachmittag versprochen, Temperaturen um die 36° F sollte ich bekommen.

Und die Isolation so eines Wohnmobils lässt eben doch noch zu wünschen übrig, sowohl bei Hitze – 22° C und Sonne draußen reichen für um die 30° C innen – als auch bei Kälte. Selbst mit den zwei spendablen Deckchen von El Monte friert man sich bei solchen Temperaturen allerlei Körperteile ab.

Die Gasheizung mag ich nicht die ganze Nacht laufen lassen, da sie ohne Stromanschluss ziemlich viel Batterie frisst, doch gegen diese Kälte wäre sie wohl ohnehin machtlos. Aber so ist das eben in den Bergen! Wie es meinen zahlreichen Zeltnachbarn auf dem Campingplatz aushalten, verstehe ich hingegen nicht. Selbst mit dickem Schlafsack muss das schweinekalt sein?

Rundgang in der Mammoth Area.

Mammoth Hot Springs

Immerhin: Nicht nur bei der nächtlichen Kälte behält der National Park Service Recht, sondern auch bei der für den heutigen Tag versprochenen Wetterbesserung – obwohl es nach dem Aufstehen gar nicht danach aussieht: Dichter Nebel hängt zwischen den Bäumen des Campingplatzes und als ich mich gegen 07:15 Uhr auf den Weg mache, beträgt die Sichtweite auf der Straße vielleicht 10-15 Meter.

Dampfende Wiese in Yellowstone.

Schon auf dem Weg in die im Nordwesten des Parks gelegene Mammoth Area wendet sich das Blatt jedoch und die Sonne kämpft sich durch. Die geplante Wanderung auf den Bunsen Peak hinauf lohnt sich bei der aktuellen Wetterlage zwar noch nicht, aber die kann ich ja auch in ein, zwei Stunden auf dem Rückweg noch angehen… denke ich.

Terraces in der Mammoth Area.

Zunächst also besuche ich die Hot Springs Terraces, sehr sehenswerte Gesteinstreppen, über die das aus der Erde strömende kochende Wasser herabfließt.

Ausblick in Mammoth.

Ich staune ja oft und immer wieder über den Abwechslungsreichtum des Westens der USA, aber so weit man muss gar nicht greifen: Wie sehr sich die Landschaft allein in Yellowstone, allein in diesem Park, alle paar Kilometer verändert, ist nicht weniger als Wahnsinn – blühende Wiesen hier, dampfende Erdlöcher da, geschliffene Gesteinstreppen dort.

Boardwalk in Mammoth.

Der Boardwalk entlang der Terraces ist nicht allzu lang, das Wetter bessert sich zunehmend, also warum nicht jetzt, knapp eine Stunde später, den Bunsen Peak Trail versuchen? Darum: Weil der Parkplatz komplett überfüllt ist. Nicht nur die Natur kann sich hier also in Minuten ändern…

Überfüllte Straßen und Parkplätze in Yellowstone.

Überhaupt, so beeindruckend Yellowstone und das damit verbundene Besucheraufkommen auch ist: So richtig eingestellt ist man auf RVs an vielen Orten nicht, trotz unzähliger riesiger Campingplätze.

Mit dem Auto hätte man es einfacher; kein Wunder, dass ich auf dem Campingplatz erstaunlich viele Wohnwagen sehe, die den optimalen Kompromiss in Hinblick auf Komfort und Flexibilität darstellen.

Panorama im Yellowstone National Park.

Yellowstone Canyon

Es hilft also nichts, ich muss weiterfahren, denn das Warten auf einen Parkplatz erscheint mir bei einer Traillänge von etwa 8 km (also zwei bis zweieinhalb Stunden) wenig erfolgversprechend.

Nächstes Ziel auf meiner Liste ist Yellowstones Grand Canyon, nur wenige Kilometer vom Canyon Campground entfernt. Wie beim „echten“ Grand Canyon gibt es auch hier einen North und einen South Rim, den man besuchen kann. Von der Nordseite sieht man die Lower Falls…

Lower Falls im Grand Canyon.

… und von der Südseite die Upper Falls.

Am North Rim gestaltet sich das Parken einmal mehr schwierig, allerdings gibt es einen guten Weg am Rim entlang, sodass mich das Parken auf dem erst vierten Parking Lot vor keine Probleme stellt.

Grand Canyon of Yellowstone.

Außerdem komme ich so dazu, mir ein wenig die Beine zu vertreten, denn die letzten Tage habe ich doch leider sehr viel gesessen. Vor allem der kurze, nicht allzu anstrengende Abstecher zum Red Rock hinab lohnt sich, von dem aus man die Lower Falls aus der Nähe bestaunen kann.

Am South Rim hingegen gestaltet sich das Parken zumindest an Uncle Tom’s Point einfacher, vielleicht auch, weil auf dieser Seite offenbar die ganzen Bustouristen abgeladen werden.

Bisons im Yellowstone National Park.

Und noch mehr Regen!

Einerseits ist es noch viel zu früh, um danach schon zum Campingplatz zurückzukehren, andererseits will ich mir auch noch das ein oder andere für morgen und übermorgen aufheben. Das Wetter nimmt mir die Entscheidung dankenswerterweise ab; so dichte, dunkle Wolken wie jetzt gerade habe ich selbst gestern nicht gesehen.

Ich erreiche den Campingplatz just in dem Moment, in dem es zu schütten beginnt – zum Einweisen und Ausbalancieren des Wohnmobils wird meine Wenigkeit dennoch nach draußen geschickt, und zwar bei einem Wetter, bei dem man keine Hunde vor die Tür jagen würde.

Anschließend mache ich es mir drinnen gemütlich, so weit das mit dem Leck im Dach eben geht und morgen werden ich mir dann den West Thumb des Yellowstone Lakes sowie vielleicht auch schon Old Faithful und Umgebung vornehmen. Auch wenn der NPS mit weiterem Regen droht…

Gefahrene Strecke: ca. 100 km
Gelaufene Strecke: ca. 11.500 Schritte, 9 km
Campingplatz: Canyon Village Campground

Und jetzt?
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