9. Tag: Balboa Park, Old Town & USS Midway

Ein bisschen Historisches in San Diego...

Die Nacht im Indigo Hotel in San Diego Downtown war die erste wirklich ruhige in diesem Urlaub. Nicht, dass meine vorigen Hotels schlecht gewesen wären, aber im rapide zunehmenden Alter macht mir die mickrige Bausubstanz in den USA offenbar doch mehr und mehr zu schaffen.

Die teilweise unglaublich laut knatternden Motorräder hört man zwar auch in einem „echten“ Gebäude und im 11. Stock, aber ich habe zum ersten Mal ohne Ohrstöpsel bis 05:00 Uhr durchgeschlafen – das ist nach etwa einer Woche ja schon mal was!

Balboa Park im Jahre 2019.

Durch den Balboa Park

Mein erstes Ziel am heutigen Morgen ist der Balboa Park, San Diegos wohl unbestrittenes Highlight. So schön verzierte Bauwerke (von den diversen Museen über das Visitor Center bis hin zu Restaurants) findet man so nicht einmal in Santa Barbara, hinzu kommen weitere einzigartige Einrichtungen wie das Spanish Village oder das Old Globe Theatre.

Spanish Village im Balboa Park.

Allein, wenn man einen wirklichen Park erwartete – etwa im Stile des Golden Gate Parks oder des The Huntington von gestern -, könnte man ein wenig enttäuscht sein, denn weite Wiesen, Wälder, Blumen und Teiche sucht man mit einer kleinen Ausnahme vergeblich.

Brunnen im Balboa Park von San Diego.

Aber das braucht der Balboa Park auch gar nicht, wie die Bilder hoffentlich zeigen.

Kirche in Old Town San Diego.

In Old Town

Anschließend unternehme ich einen kurzen Abstecher nach Old Town – wie der Name schon verrät, in gewisser Weise San Diegos Altstadt, heute mehr Freilichtmuseum mit natürlich großem Augenmerk auf den Tourismus: „Historische“ Souvenir-Shops hier, „authentische“ Restaurants dort.

Dennoch ist die weitgehend schön gestaltete Anlage einen kurzen Rundgang wert, zumal der Kommerz noch nicht gänzlich regiert: Zahlreiche Gebäude können kostenlos besucht werden, darunter ein Stall, das Gericht und eine Schule.

Old Town: Eine Art Freilichtmuseum.

Ob einem das Ganze gefällt, mag letzten Endes ein Stück weit Geschmacksache sein, doch ich habe schon weitaus kommerziellere Touristennepps als diesen hier gesehen, zumal echte Historie – also solche, die weiter als eine Handvoll Kriege zurückliegt – in den USA ja ohnehin spärlich gesät ist.

Flieger auf der USS Midway.

Auf der USS Midway

Apropos Kriege: Zum Abschluss meines Besuchs von San Diego gehe ich an Bord der USS Midway, einem Flugzeugträger der 1945 vom Stapel gelaufen ist und bis 1992 in Betrieb war, also von Vietnam bis zur ersten Runde im Irak so einiges erlebt hat.

2004 wurde die USS Midway in ein Museum umgewandelt, das nun in San Diego vor Anker liegt und mit weit über einer Million Besuchern im Jahr zu den beliebtesten des Landes zählt. Die Liebe vieler US-Amerikaner für ihr Militär ist hier an jeder Ecke zu spüren, auch wenn sich die Liebe in erster Linie auf die Institution bezieht, nicht auf die damit verbundenen Menschen.

Gang in der USS Midway.

Denen gegenüber heuchelt man zwar einen gewissen Respekt in Form des mantrahaft runtergeleierten „Thank you for your service…“, aber für die vor dem Eingang bettelnden Veteranen, denen Arme oder Beine fehlen, hat man keinen zweiten Blick übrig. Von den unzähligen ehemaligen Soldaten, die sich unter den auch in San Diego allgegenwärtigen Obdachlosen befinden, ganz zu schweigen.

Dinner für Offiziere.

Nichtsdestotrotz lässt sich nicht abstreiten, dass die USS Midway an sich schon beeindruckend und das Museum hervorragend gestaltet ist. Vom Flugdeck bis zum Hangar, von der Brücke bis zur Arrestzelle, von der Kombüse bis zur Krankenstation und von den Offiziersquartieren bis zur Messe kann man jede wichtige Ecke des Schiffs selbst in Augenschein nehmen.

Kombüse in der USS Midway.

Und anders als etwa bei der Queen Mary in Long Beach wurde alles mit viel Liebe zum Detail arrangiert, sodass man wirklich einen guten Eindruck davon zu gewinnen glaubt, wie das Leben an Bord hier vor 30 Jahren ausgesehen haben muss.

Day One Targets in Baghdad.

In einem Konferenzraum hängen sogar Landkarten mit den „Day One Targets“ für Baghdad an der Wand… Für nur 20$ pro Person ein wirklich sehenswertes Museum.

Straße im Balboa Park.

Kleines Fazit

Alles in allem war San Diego wieder den (kurzen) Besuch wert, auch wenn sich die Stadt mit der Abschaffung des Stadtzentrums rund um Horton Plaza ein klein wenig ihrer Stärken beraubt, auch Seaport Village wirkte schon mal lebendiger.

So bleibt in Downtown nach derzeitigem Stand nur noch das Gaslamp Quarter als nettes Ausgehviertel, während man zum Shopping ins Mission Valley mit seinen guten, aber eben doch austauschbaren Malls fahren muss. Für den Balboa Park und bei gutem Wetter Point Loma sowie Coronado lohnt sich der von Los Angeles ohnehin nicht allzu weite Abstecher aber weiterhin.

Morgen geht es für mich dann bereits nach Las Vegas, wo ich mich zwei Tage lang erholen werde, soweit das in Las Vegas möglich ist, bevor es im zweiten Teil meiner Reise mit dem Wohnmobil weitergeht.

Gefahrene Strecke: ca. 50 km
Gelaufene Strecke: ca. 20.000 Schritte, 15 km
Hotel: Indigo Hotel, San Diego

Und jetzt?
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