1. Tag: Von Frankfurt nach San Francisco

Und dann ein stürmischer Rundgang entlang der Bucht

Für meinen Flug nach San Francisco habe ich Holzklasse+ gebucht – Premium Economy, wie es offiziell heißt. Die ist bei Weitem nicht so teuer wie Business, soll aber gegenüber der Economy Class „bis zu 50 Prozent mehr Beinfreiheit“ und ein „gehobenes Produkterlebnis“ bieten, wie man im Flugzeug vermeintlich verheißungsvoll anpreist.

In dem nämlich versucht die Cabin Crew die (erstaunlich wenigen) freien Plätze in der Premium Economy für den Freundschaftspreis von 450 Euro pro Person kurz vor dem Start noch an die Frau oder den Mann zu bringen. Das war vorab dann doch billiger…

Schenkt man zudem der Werbung Glauben, fliegt es sich in der Premium Economy ganz entspannt, der Service ist aufmerksam wie freundlich – und das Essen, hach, das Essen! In der Realität hingegen ist der Kompromiss zwischen Preis und Leistung leider nichts Halbes und nichts Ganzes, jedoch näher am Halben als am Ganzen.

Der Sitzabstand wirkt auf den ersten Blick tatsächlich ganz ordentlich, doch sobald der Fluggast vor einem den Sitz zurückklappt, sieht es mit den Knien in etwa so aus:

Sitzabstand in der Premium Economy

Und wenn man vom Fensterplatz gar mal das WC aufsuchen möchte, muss man den Zurücklehner schon wecken und bitten, den Sitz nach vorne zu stellen, oder die 100 kg plus mit eigener Kraft beiseite stemmen.

Qualitative Unterschiede beim Essen sind ebenfalls nicht auszumachen und auch der Service ist nur so mittelmäßig aufmerksam. Auf das Abräumen des Tabletts nach der Mahlzeit etwa wartet man eine halbe Ewigkeit.

Kurzum: Holzklasse+ trifft es für mich besser als Premium Economy; nächstes Mal würde ich mir wohl wieder die Viehtransporter-Romantik im hinteren Teil des Flugzeugs gönnen.

Essen in der Premium Economy bei Lufthansa

Aber: Ansonsten sind sie zügig!

Was man der Lufthansa hingegen lassen muss: Das Boarding läuft, wie fast immer, reibungslos und angesichts der Größe des A388 zügig ab, eine Viertelstunde nach dem Start stehen schon die ersten Drinks vor einem und keine Stunde später das Essen: Beef und Pasta, Chicken und Pasta.

Geschmacklich, wie bereits angedeutet, nichts Bemerkenswertes – aber wenn es beim Flugzeugessen nichts zu bemerken gibt, ist das vielleicht schon als kleines Kompliment zu verstehen. Die zweieinhalb Fleischstückchen beim Beef und Chicken wirken allerdings peinlich genau abgezählt.

Grönland aus dem Flugzeug

Zehn Stunden und vierzig Minuten beträgt meine heutige Flugdauer und die zieht sich doch ein wenig, auch weil es an Bord, wie so häufig, unerträglich heiß ist.

Toll sind hingegen die Flugzeiten, denn sowohl der Abflug von Frankfurt gegen 10:40 Uhr als auch die Landung in San Francisco um 12:45 Uhr könnten praktischer kaum sein. Zumal es immer ein lustiges Gefühl ist, rund zwei Stunden nach dem Abflug anzukommen, wenn man so will.

San Francisco aus der Luft

Der verdächtige Stempel

In den letzten Jahren hatte ich viel Glück bei der Einreise, heute in San Francisco etwas weniger: Die Schlange in der unübersichtlichen Immigration-Halle ist so lang, dass nach etwa zwanzig Minuten eine zweite Schlange gebildet wird, in der man sich – kein Witz! – für die erste Schlange anstellen muss.

Hauptgrund für die lange Wartezeit sind die schlecht besetzten Schalter; von vierzig Plätzen stehen lediglich vier für Ausländer zur Verfügung. Verantwortlich dafür wiederum ist wohl die Mittagspause, denn während ich eine Dreiviertelstunde lang kaum von der Stelle komme, tauchen plötzlich vier weitere Beamte auf und dann geht es recht zügig voran, sodass ich nach „nur“ etwas mehr als einer Stunde an der Reihe bin.

Der Immigration Officer wirft einen ganz genauen Blick in meinen Reisepass… und ein Stempel fällt ihm kritisch ins Auge. „What country is that?“, fragt er argwöhnisch. Ich werfe einen Blick auf den suspekten Stempel – welches Land hat ihn nur so misstrauisch werden lassen?

Ah, natürlich: „Canada“, erwidere ich. Und darf dann ohne weiteren Kommentar einreisen…

Meine Koffer stehen nach der langen Zeit bereits brav auf mich wartend in einer Ecke, das Band wird längst für den nächsten Flug benötigt.

Unser Mietwagen in den USA 2019

Die Fahrzeugübernahme

Mit der AirTrain geht es flott weiter zum Rental Car Center, wo ich bei Alamo meinen Mietwagen für die kommenden anderthalb Wochen abholen. Dort gibt als Alternative zu den Schalterangestellten mittlerweile eine Haufen Automaten, an denen man sich selbst einchecken kann und ich nutze diese Möglichkeit – in der Hoffnung, so all die Fragen nach Zusatzangeboten zu umgehen.

Falsch gehofft: 80% der Zeit beim Check-In verbringe ich damit, alle „Specials“ und „Extras“ mit „No“ abzulehnen. Trotzdem geht das Ganze einen Tick schneller als am Schalter und man muss sich nicht mit Angestellten herumschlagen, die einen doch zum Abschluss dieser oder jener Versicherung überreden wollen.

Mit der ausgedruckten Check-In-Bestätigung geht es ins Parkhaus, in dem ich mir einen beliebigen Mid-Size aussuchen können. Knapp zehn Fahrzeuge der Kategorie stehen dort bereit, das ist eine tolle Auswahl. Ich entscheide mich für einen Toyota Corolla, mit dem ich in der Vergangenheit in den USA gute Erfahrungen gemacht habe.

Die 2018er-Variante sieht von innen allerdings ein wenig gewöhnungsbedürftig aus, vor allem dank Armaturen im 80er-Jahre-Stil. Naja, einmal die Küste entlang bis San Diego und dann weiter nach Las Vegas wird es mich schon bringen!

Einkauf bei Safeway

Einkaufen und Essen

Vom Rental Car Center breche ich gegen 15 Uhr gen San Francisco Downtown auf, auf dem Weg dorthin stehen jedoch noch zwei Zwischenstopps an: Zunächst mache ich Halt bei Safeway am Gellert Boulevard, einem der erstaunlich wenigen einigermaßen großen Supermärkte auf der Strecke – die sonst so billigen Walmarts beispielsweise findet man auf der gesamten Halbinsel nicht.

Safeway ist eine recht ordentliche, etwas teurere Kette, in der man jedoch gut die ersten Besorgungen für die nächsten Tage machen kann. In erster Linie ist das: Wasser für nachts und unterwegs, ein paar Snacks für zwischendurch, ZzzQuil für die ersten Nächte und Bagels sowie Erdnussbutter für den Fall, dass ich keine Lust habe, mir fürs Frühstück ein Café oder Diner zu suchen.

90$ kostet der Spaß eigentlich, die freundliche Angestellte gewährt mir aber den Club-Bonus – ich bin immer zu faul, mir eine Karte zu holen -, was den Preis auf 70$ sinken lässt.

Gut eine Stunde später – das Erlebnis „Einkaufen in den USA“ genieße ich doch immer erstaunlich lang, diese langen Gänge und diese unglaubliche Auswahl! -, steuer ich das nächste Ziel an: Eine Filiale von In-N-Out, der für mich besten Burgerkette im Südwesten.

Zwei Cheeseburger, Pommes und ein Milkshake für gerade mal 10$, das klingt nach billigem Fraß, doch geschmacklich wie qualitativ (das Fleisch ist nie gefroren, die Pommes werden hinter der Theke aus frischen Kartoffeln zubereitet) kenne ich im Fast-Food-Bereich weltweit nichts Besseres.

Die Bucht von San Francisco

Bis Fisherman’s Wharf und zurück

Gegen 16 Uhr erreiche ich schließlich mein Hotel für die ersten drei Nächte, das Cow Hollow – einst Motor Inn, heute voll schön gediegen: Inn & Suites. Das Cow Hollow Inn ist eines der wenigen Hotels in San Francisco, das seine ordentlichen Zimmer zu vertretbaren Preisen anbietet und seinen Gästen sogar kostenlose Parkplätze spendiert.

Cow Hollow Inn von außen

Gerade Letzteres hat in der Stadt Seltenheitswert, kostet ein Parkplatz pro Nacht hier häufig doch beinahe so viel wie anderswo ein Zimmer. Hübsch ist die Einrichtung nicht, aber für Holzklasse+-Kunden wie mich reicht’s.

Neben dem Preisleistungsverhältnis mag ich vor allem die Lage des Cow Hollow Inns, recht mittig an der Lombard Street, von wo aus Fisherman’s Wharf und Presidio fußläufig in knapp dreißig Minuten problemlos zu erreichen sind.

Geschäfte am Pier 39

Eben jenes Fisherman’s Wharf steuer ich dann am späten Nachmittag auch noch an, schließlich gilt es, sich mindestens bis 20 Uhr wachzuhalten, um einigermaßen schnell in den hiesigen Tag- und Nachtrhythmus zu finden.

Ghirardelli Square in San Francisco

Vorbei an Fort Mason – einst Militärstützpunkt, heute Kunst- und Kultur-Center – spaziere ich an der Küste entlang, erhasche einen guten Blick auf das so nah wirkende Alcatraz und drehen eine kurze Runde über Pier 39.

Hier hat sich in den letzten Jahren nicht viel verändert, aber ich bin auch einen Tick zu müde, um wirklich viel aufnehmen zu können. Außerdem stürmt es doch ziemlich – so stark, wie ich es in San Francisco noch nie erlebt haben.

Das Fisherman's Wharf Zeichen

Bis 20:30 Uhr halte ich noch durch, dann übermannt mich die Müdigkeit. Morgen geht es weiter, unter anderem mit einer Radtour über die Golden Gate Bridge – auch wenn der Wetterbericht für den Vormittag mit Nebel und Drizzle droht…

Gefahrene Strecke: ca. 50 km
Gelaufene Strecke: ca. 17.750 Schritte / 13,25 km
Hotel: Cow Hollow Inn & Suites, San Francisco

Und jetzt?
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